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Weiterer Meistertitel, aber kein Rekord für Tom Elmer

Beim Glarner 1500-Meter-Spezialisten Tom Elmer spielt beim Angriff auf den Schweizer Hallenrekord die Gesundheit nicht mit. Meisterschaftsgold gewann er dennoch unangefochten.

Südostschweiz
21.02.23 - 04:30 Uhr
Sport

von Jörg Greb

Es wäre angerichtet gewesen: ein grosses Rekord-Spektakel über die siebeneinhalb engen Bahnrunden im Athletik Zentrum St. Gallen. Lokalmatador und Weltklasse-Läufer Dominic Lobalu stellte sich in die Dienste von Tom Elmer und sorgte für das Tempo. Das Ziel war klar formuliert: Der 22 Jahre alte Schweizer Rekord von Peter Philipp (3:38,86 Minuten) sollte fallen.

Und alle waren auf Erfolg eingestellt – zumal Lobalu perfekt unterstützte. Doch das Unterfangen geriet schnell ab vom Kurs. Grund dafür: Elmer, der in den vergangenen Wochen eine aufsteigende Formkurve unter Beweis gestellt hatte und der angesteuerten Marke bereits nahegekommen war, sah sich aufgrund eines trockenen Reizhustens auf verlorenem Post. Spätestens nach halber Distanz war der negative Ausgang klar. Mit der Zeit von 3:45,56 Minuten sicherte er sich zwar den Titel. Zeitlich aber blieb er weit weg vom Erhofften. Seine persönliche Bestzeit verfehlte er um über sechs Sekunden.

Verzicht auf die Hallen-EM

Für Tom Elmer wars eine Enttäuschung. Wirklich überraschte ihn das Verdikt aber nicht – und auch für Aussenstehende war die Erklärung rasch spür- oder besser hörbar: ein starker Reizhusten. Bereits am Vorwochenende befiel ihn dieser. Und weil er zusätzlich beim Weltrekordrennen über 3000 Meter von Liévin am Mittwoch zuvor – Elmer stand als Tempomacher für den (erfolgreichen) Äthiopier Lamecha Girma im Einsatz und leistete bis 1800 Meter wertvolle Unterstützung zu dessen 7:23,81 Minuten – gefordert war, fehlten die nötige Kraft und Energie. «Ich vermisste den gewohnten Speed. Das fühlte sich nicht so an wie gewünscht», sagte Elmer. Je länger das Rennen dauerte, desto stärker schwanden die Kräfte.

«Ich hätte den Rekord in den Beinen – wenn ich fit bin.»

Tom Elmer, Glarner Mittelstreckenläufer

Das Scheitern stellte Tom Elmer in den Kontext: «Um erfolgreich zu sein, hätte ich gesund und frisch sein müssen.» Gleichzeitig untermauerte er seine Überzeugung: «Ich hätte den Rekord in den Beinen – wenn ich fit bin.» Mit seinem Start unterstrich er dies: «Ich biss auf die Zähne und versuchte mein Möglichstes.»

Mit der aktuellen Ausgangslage hat er sich entschieden, dass er in diesem Winter keine weiteren Anläufe mehr nehmen wird. Das heisst auch, dass die Hallen-EM vom ersten März-Wochenende in Istanbul kein Thema mehr ist. «Mit der Erkrankung habe ich mich gegen die EM entschieden, egal, ob es reichen würde über die Weltrangliste», sagt er. Bis vor dem SM-Rennen wäre er allenfalls hingefahren. Stattdessen will er nun auskurieren, den Husten wegbringen und eine Pause einlegen, sodass er rechtzeitig im März mit dem Aufbau auf die Sommersaison beginnen kann. «Der Sommer ist definitiv wichtiger für mich», sagt Elmer.

Trümpi mit Bestmarken

Neben Aushängeschild Elmer stand an diesen Hallen-Titelkämpfen auch die Glarner U20-Mehrkämpferin Liana Trümpi im Einsatz. Im Gegensatz zum nationalen Vorzeige-Mittelstreckenläufer tankte die Schweizer Hallen-Meisterin im Mehrkampf bei den U20 mit ihren Einsätzen im Hochsprung (7. Platz, 1,70 m und neue persönliche Besthöhe) sowie über 60 Meter Hürden (7. Platz, mit zuerst 8,65, dann 8,56 Sekunden und neuen persönlichen Bestzeiten) viel Moral. «Ich befinde mich auf gutem Weg», bilanzierte die 18-Jährige.

«Um international dabei zu sein, müsste mir eine deutliche Steigerung gelingen und vieles zusammenpassen.»

Liana Trümpi, Mehrkämpferin aus Glarus

Auf die Nachwuchs-Meisterschaften vom nächsten Wochenende in Magglingen bezieht sie sich. Vor allem aber sieht sie den Motivationskick im Hinblick auf den Sommer: «Dann will ich mich im Siebenkampf weiter steigern und national vorne mitmischen.» Aber sie bleibt realistisch: «Um gar international dabei zu sein, müsste mir eine deutliche Steigerung gelingen und vieles zusammenpassen.»

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