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Glaarnertüütsch lose statt läse

Kolumnistin Dodo Brunner schreibt in dieser Woche über die Kunst des Aufschiebens.

Südostschweiz
06.08.23 - 04:30 Uhr
Menschen & Schicksale
Dodo Brunner ist Mitglied der Academia Glaronensis.
Dodo Brunner ist Mitglied der Academia Glaronensis.
Pressebild

von Dodo Brunner*

We Si wüssed, plaaget mi allpott1 und gad wider d Uufschieberitis. Das gaat mer au im Huushalt eso, sit i mini Ziit cha frii iiteile. Vor allem bi dr Butz­aarbet guuni je lenger je mii nach em Luschtprinzip. Das heisst, d Luscht zum Butze isch fascht immer ame chliine Ort2. Si mönd etz aber nüd öppe meine, ich heig e truurigi Schwiioornig, nenei.

Wänns mi dä nämmli emal überninnt3, dä chamä mi chuum mii brämse. Mit Staubsuuger, Butzchübel und Hüdle bewaffnet guuni a ds Wärch. Und wäni dä fertig bi, dä hani en uusinnigi Meinig. Öppedie allerdings chas es gii, asi eifach nüd vum Flägg chume, wil mer Sache i d Finger chänd, woni schu lang nümme gsii ha oder woni nüd emal mii gwüsst ha, asi de nuch haa. Gad eso ischs mer ggange, wo mis Büro wider emal hett sölle grüntli draachuu. Mitem Büechergstell hani aagfange und bi zeerscht nuch gad ordeli vorwärts chuu: Jedes Buech hani einzel usegnuu und tifig4 mit dr Staubsuugerbürschte abgsuuget.

Da drbii isch mer au es Büechli mit Kolumne vum Ruedi Hertach i d Finger chuu: «Glarnertüütsch gseit.» Und schu bini nümme so bsässe bi dr Sach gsii. Ich ha nüd andersch chänne, ich ha eifach möse aafuu echlä drii schnäugge5. Schliessli isch dr Ruedi dr Urheber vu de Glarnertüütsch-Kolumne i dr «Glarner Nachrichte» gsii. Nach em Ruedi Hertach hät dr Hans Rhyner-Friitig underem Titel «Dr Schang meint» de Tradiziuu wiitergfüert und jedi Wuche öppis Prägnants uf Glarnertüütsch uffe Phunggt praacht.

De zwii begnaadete Gschichte-Schriiber, wo Gründigsmitglider gsii sind vu dr Aca-demia Glaronensis, sind leider nümme under üüs. Vor bald füüf Jaar händ drum es paar Mitglider vu dr Academia (ds Mariann Dürst Benedetti, das Käthy Rhyner-Friitig, dr Sepp Schwitter und ich) beschlosse, as mir probiered, under em Titel «Gschäch nüüt Bösers» im Wächsel jede Munet e Kolumne z schriibe. Dr Sepp isch underdesse abglöst worde vum Rahel Antoniazzi-Streiff. Mir alli wüssed natüürli, as mir mit de Gschichte vum Ruedi und vum Hans nüd chänd mithebe. Aber mir gänd üüs sälpverstäntli alli Müe.

Immer wider chumi vu de Lüüt z gchöre über, as es für sii e truurige Moorggs6 sig, wän si weled e Teggscht uf Glarnertüütsch läse. Ich gibe dä amel dr Tipp, si söled de Gschichte luut läse, aber de meischte säged, ä dä heiged si es Gchnöörtsch7 und wärded mängmal fascht echlä räsig8, wils eso schwirig sig. Wil mir niemer wänd ergällige9, hämmer beschlosse, as mir emal i dene uugnäädig10 viile Kolumne vum Ruedi Hertach, vum Hans Rhyner und vu dr Academia Glaronensis näusled11, de Iigängigschte uusläsed und dä emal luut und tüütli vorläsed.

Am Dunschtig, 17. Augschte, chamä üüs am Aabed am halbi achti im Güeter­schuppe z Glaris chu lose.

Glossar

1 allpott = öfters, immer wieder

2 ame chliine Ort = klein

3 übernìì (unpers.) = übermannt, überwältigt werden

4 tifig = schnell, flink, rasch, gewandt

5 schnäugge = neugierig sein

6 Moorggs = schwere Arbeit

7 Gchnöörtsch = umständliche, mühsame Arbeit

8 räsig = rasend, wütend, zornig

9 ergällige = jemanden böse machen

10 uugnädig = sehr

11 näusle = durchsuchen, durchstöbern

*Dodo Brunner isch Mitgliid vu dr Academia Glaronensis.

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