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Dynamische Maltechnik: Action Painting im Atelier «Mal-Unquadrat» in Chur

Das Atelier Mal-Unquadrat in Chur bietet Action Painting an. Eine Maltechnik, die besonders intuitiv und dynamisch ist. Wir haben den Selbstversuch gewagt und das Malen ausprobiert.

Bündner Woche
16.10.23 - 11:00 Uhr
Leben & Freizeit

Von Susanne Turra

Die Maltechnik ist intuitiv. Aus dem Bauch heraus. Unbewusst. Ungeplant. Unmittelbar. Unüberlegt. Die Farbe wird mit Pinsel, Rolle, Spachtel und direkt aus dem Farbtopf aufgetragen. Es wird gemalt, geschüttet, getropft, gerollt, gespachtelt und auf die Leinwand gespritzt. Vorgänger und Vorgängerin sind der Surrealismus und die Dada-Bewegung. Das ist Action Painting. Und das macht neugierig. Die dynamische Maltechnik steht neu auch in Chur im Angebot. Im Atelier «Mal-Unquadrat» von Elke Reinbold. Die «Bündner Woche» wagt den Selbstversuch.

Eine leere Leinwand, sehr viele Farben und keine Vorgabe

Es ist Dienstagvormittag im Calandapark in Chur. Das «Büwo»-Team aus Autorin und Fotografin steht im Atelier bereit. Ausgerüstet mit weissen Overalls. Als Schutz für die Kleidung. «Wir haben eine leere Leinwand, sehr viele Farben und keine Vorgabe», betont Elke Reinbold gleich zu Beginn und lacht fröhlich. In der Tat stehen auf dem langen Tisch unzählige Malutensilien bereit. Pinsel, Rollen, Spachtel, Töpfe in allen Grössen. Und Acrylfarben in allen Tönen. Titanweiss, Zitronengelb, Blassgelb, Ockergelb, Orange, Gold, Rot, Pink, Schwarz, Violett, Ultramarinblau, Grasgrün, Mittelgrün. Alles da. Und gleich noch ein paar Anweisungen und Aufmunterungen der Fachfrau dazu. «Ihr habt Zeit», sagt sie. «Ihr lasst die Farbe zwischendurch ein bisschen trocknen. Ihr könnt das Bild jederzeit wieder übermalen. Und ihr dürft kleckern.» Das beruhigt. Ausgerüstet mit dem ersten Wissen geht es los. Die Autorin greift nach Gold. Die Fotografin nach Pink.

Zeit für ein bisschen Theorie. Und einen Blick auf Elke Reinbold. Die Künstlerin kommt aus Deutschland. Aus Düsseldorf. Heute lebt sie in Jenins. Seit ihrem sechsten Lebensjahr malt sie. «Damit habe ich mich in schwierigen Zeiten immer wieder in eine gute Stimmung gebracht», verrät sie. Über zahlreiche Malkurse kommt sie zur Strassenfotografie. Jahrelang bewegt sie sich auf allen Strassen der Welt. Mit der Kamera.

Malen lernen, die Zeit vergessen

«Ich mag die Begegnung von Mensch zu Mensch. Vielleicht auch, weil ich in Afrika geboren und sehr weltoffen erzogen worden bin», erzählt sie. Doch die Malerei lässt sie nicht los. Und sie entdeckt Action Painting. Endlich kann sie frei arbeiten. Ohne besondere Fähigkeiten. Ohne Vorkenntnisse. Und ohne Techniken, die jahrelang erlernt und aufgebaut werden müssen. So macht sie den Schritt, von den klassischen Malkursen, die sie über viele Jahre besucht hat, zum freien Malen. Jetzt ist sie als malende Künstlerin angekommen. Doch auch hier gibt es eine Lernkurve. Und die ist ganz wichtig. «Bei der zweiten, dritten Farbe hat man schon ein bisschen Lernkurve hinter sich», so die Künstlerin. «Malen, lernen, die Zeit vergessen. Das ist Action Painting.»

Vielseitig: Die Künstlerin Elke Reinbold vor einem ihrer Bilder.
Vielseitig: Die Künstlerin Elke Reinbold vor einem ihrer Bilder.
Bild Laura Kessler
Lernkurve: Das Bild der Autorin entsteht.
Lernkurve: Das Bild der Autorin entsteht.
Bild Laura Kessler
Farbenfroh: Acrylfarben in allen Tönen.
Farbenfroh: Acrylfarben in allen Tönen.
Bild Laura Kessler

Zurück ins Atelier. Zu Autorin und Fotografin der «Büwo». Auch sie malen. Lernen. Vergessen die Zeit. Sind ganz bei sich. Es wird gemischt, hantiert, gekleckert. Es kratzt, wenn der Spachtel über die Leinwand gleitet. Und es riecht nach Farbe. «Grosse Bewegungen machen», ruft Elke Reinbold. «Nicht zu minutiös. Und nicht zu detailliert.» Die Lehrerin ist zufrieden. Ihr gefällt, was sie sieht. Nichts ist falsch. Das gibt ein gutes Gefühl. Und lässt die Schülerinnen selbstbewusster werden. Die Leinwände füllen sich. Die Bilder wachsen. Entwickeln sich. Verändern sich. «Action Painting ist ein kompletter Prozess aus sich selber heraus», so Elke Reinbold. «Das Einzige, was man wirklich mitbringen muss, ist Freude. Alles andere ergibt sich von selbst.» So auch die Kunstwerke des «Büwo»-Teams. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Autorin malt dunkel und rund. Die Fotografin hell und quadratisch.

Das Konzept ist kinderleicht

Und so nennt sich auch Elke Reinbolds Atelier ganz einfach «Mal-Unquadrat». Das Konzept ist kinderleicht. Die Künstlerin bietet Workshops in unterschiedlichem Rahmen an. Stundenweise. Mit kleiner oder grosser Leinwand. Für Einzelpersonen, Paare oder Gruppen. Schutzkleidung, Materialien und Farben werden zur Verfügung gestellt. Ebenso Getränke. Die Bilder können mit nach Hause genommen werden. Gerahmt oder ungerahmt. Übrigens präsentiert sich das Malatelier im Industrial Chic. Mit Gussboden. Und Tischplatten aus rohem Spanholz. So kann bedenkenlos gekleckert werden. Der Raum ist schön. Mit viel Tageslicht. Trotzdem. «Zu schön darf die Location dann doch nicht sein», betont Elke Reinbold und schmunzelt. «Nur dann getraut man sich, das zu tun, was man hier tun soll.» Malen. Aus dem Bauch heraus. Unbewusst. Ungeplant. Unmittelbar. Unüberlegt. Frei.

Informationen zum Action Painting in Chur
«Mal-Unquadrat», Pargherastrasse 1, 7000 Chur
Informationen unter www.mal-unquadrat.ch.

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