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Turbulenzen bei Ems-Chemie: Sparen um jeden Preis?

Die von Magdalena Martullo-Blocher geführte Ems-Chemie leidet unter einem Umsatzrückgang. Laut «Sonntagsblick» hat der Konzern Sparmassnahmen eingeleitet. Von Abbau ist die Rede.

Südostschweiz
05.11.23 - 16:12 Uhr
Wirtschaft
Unter Druck: Die Ems-Chemie ist mit Umsatzeinbussen konfrontiert. 
Unter Druck: Die Ems-Chemie ist mit Umsatzeinbussen konfrontiert. 
Bild Mayk Wendt

Zu Beginn der Woche hat die Ems-Chemie mitgeteilt, dass der Umsatz von Januar bis September um 9,3 Prozent auf 1,70 Milliarden Franken zurückgegangen ist. Nun berichtet der «Sonntagsblick» von strikten Sparmassnahmen im von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher geführten Unternehmen, die offenbar zu Lasten von Arbeitsplätzen und der Infrastruktur gehen.

Kostendruck und Stellenabbau

So heisst es im Artikel, dass die Produktion aufgrund zurückgehender Verkaufszahlen und eines Abbaus des Lagers massiv gedrosselt werde. Zudem seien Abteilungsleiter angewiesen worden, ihre Kosten auf das Niveau von vor vier Jahren zu reduzieren, um im Jahr 2023 trotzdem hohe Gewinne zu erzielen.

Die Sparpolitik des Unternehmens hat gemäss «Sonntagsblick» ausserdem bereits zu Personalmassnahmen geführt: Temporär Angestellte wurden nicht weiter beschäftigt, befristete Verträge nicht verlängert, und in einigen Fällen mussten Mitarbeitende zwangsversetzt werden, wie der «Sonntagsblick» schreibt. Die Ems-Chemie betont gegenüber der «Südostschweiz», dass durch diese Massnahmen Entlassungen von Festangestellten vermieden werden konnten.

Ein Insider äusserte gegenüber dem «Sonntagsblick», dass die geforderten Kostensenkungen in den meisten Abteilungen nicht ohne den Abbau von Arbeitsplätzen zu erreichen seien. Ein anonymer Kadermann führt zudem im Artikel aus, dass in den vergangenen Monaten ganz sicher über 30 Kündigungen bei den Festangestellten ausgesprochen worden seien – eine Zahl mit potenziell brisanten Folgen. Denn laut Arbeitsgesetz sind Grossunternehmen dazu verpflichtet, dem Kanton zu melden, wenn mehr als 30 Arbeitsverhältnisse durch Kündigungen beendet werden. Das Unternehmen dementiert diese Vorwürfe entschieden. 

Sicherheitsmängel und Unfallstatistik rücken ins Licht

Der «Sonntagsblick» berichtet weiter, dass auch im Bereich der Infrastruktur Einsparungen vorgenommen werden. Einige Anlagen in Domat/Ems seien noch aus den 1950er-Jahren und bei Ausfällen würden von Mitarbeitenden Nacht- und Wochenendschichten erwartet. Ein interner Auditbericht aus dem Jahr 2022, der dem «Sonntagsblick» vorliegt, dokumentiert mehrere sicherheitskritische Mängel: Von defekten Telefonen und fehlenden Hitzeschildern bis hin zu unzureichend gesicherten Baustellenbereichen reicht die Palette der aufgelisteten Mängel. Der Konzern betont jedoch, dass diese Mängel alle längst behoben worden seien. Zudem würden jährlich 20 bis 30 Millionen Franken in die Infrastruktur und den Unterhalt investiert werden, so auch 2023. 

Darüber hinaus geben die Unfallstatistiken der Ems-Chemie Anlass zur Sorge. Der Konzern verzeichnet eine überdurchschnittliche Anzahl an Betriebsunfällen im Vergleich zum Branchendurchschnitt. Gegenüber dem «Sonntagsblick» äussert die Unternehmensleitung, dass die meisten dieser Fälle entweder ohne Ausfallzeiten oder nur mit einer geringen Ausfallzeit von durchschnittlich wenigen Stunden einhergehen. Die Führung betont zudem, dass die Ems-Chemie die Arbeitssicherheit sehr ernst nehme und deshalb jede Kleinigkeit dokumentiere. 

In einer abschliessenden Reaktion auf die Berichterstattung des «Sonntagsblicks» erklärt die Ems-Chemie, dass sie die «Hinweise» ernst nehme und als Anstoss für eine verbesserte Kommunikations- und Informationspolitik gegenüber den Mitarbeitenden nutzen wolle. Dies sei wichtig, um einer möglichen Verunsicherung, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten entgegenzuwirken.

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« Einige Anlagen in Domat/Ems seien noch aus den 1950er-Jahren», « dokumentiert mehrere sicherheitskritische Mängel», « fehlenden Hitzeschildern» usw. ist zu lesen. Entwickelt sich da schleichend ein « Bitterfeld in den Alpen» von dem sogar eine Gefahr für das rheinabwärts liegende Trinkwasserreservoir Bodensee ausgehen könnte?

Und die Bündner sind so naiv und haben die Martullo, die in Meilen Kt ZH wohnt wieder in den NR gewählt . ist nicht verständlich. Im Kt ZH wäre sie nie und nimmer gewählt worden

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