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«Nun will ich einfach nur noch fahren»

Nach einjähriger Verletzungspause hat sich die Davoser Nachwuchs-Freeskierin Zoë van Essen kürzlich am Davos Open erfolgreich zurückgemeldet. Der Weg zurück war mit vielen Emotionen verbunden.

Pascal
Spalinger
07.03.24 - 07:00 Uhr
Schneesport
Ein Jahr danach: Sieg am Davos Open.
Ein Jahr danach: Sieg am Davos Open.
zVg

Vor ziemlich genau einem Jahr war die 16-Jährige – die seit vergangenem Sommer mit ihrer Familie in Davos Clavadel wohnt, die Talentschule besucht mit dem Kader des Sportgymnasiums Davos trainiert – nach einigen Erfolgen unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt worden. Bei einem Unfall erlitt sie nicht nur einen Armbruch, sondern vor allem schwere Knieverletzungen. Damit begann der lange Leidensweg zurück, denn für Zoë stand eigentlich von Anfang an fest, dass sie eines Tages wieder in den Freeski-Zirkus zurückkehren wollte. Zunächst folgten zwei schwere Knieoperationen, denen eine langwierige Rehabilitationsphase folgte. Geduldig liess sie die verschiedenen Übungen und harten Trainingseinheiten über sich ergehen und vermisste dabei vor allem zwei Dinge: «Das Skifahren sowie meine Kolleginnen und Kollegen», wie sie auf Anfrage erklärt. Viele Trainingseinheiten habe sie allein absolvieren müssen. Trotz allem hat sie durchgehalten. «Ich habe alles mitgemacht, um wieder Skifahren zu können. Ich hatte aber auch Leute um mich herum, die mich positiv vorwärts brachten.»

Zoë van Essen unmittelbar nach ihrem Unfall vor einem Jahr. Bruder Griffin hält ihre Hand. 
Zoë van Essen unmittelbar nach ihrem Unfall vor einem Jahr. Bruder Griffin hält ihre Hand. 
zVg

«Da habe ich den halben Nachmittag geweint»

Natürlich gehören zu solch einer harten Rückkehr in den Sport-Alltag auch viele Emotionen, positive wie negative. Besonders in Erinnerung geblieben ist der Teenagerin ein Ausflug nach Holland, während dem sie im letzten Sommer eine Schneehalle besuchte und zum ersten Mal wieder einen Hang hinunterfahren konnte. «Da habe ich nachher vor Freude den halben Nachmittag geweint», meint sie, auf ihre stärksten emotionalen Momente befragt. Der zweite sehr positive Moment sei gewesen, als sie das erste Mal wieder im Jatzpark unterwegs sein konnte, und der dritte Höhepunkt ereignete sich vor einigen Tagen, als sie bei ihrer Rückkehr am Davos Open gleich wieder auf das Siegertreppchen steigen konnte.

«Jeden Tag geniessen»

Zoës Comeback beim Heimwettkampf im Jatzpark war aber nicht nur aufgrund der Tatsache speziell, dass sie gleich wieder gewinnen konnte. Vielmehr konnte sie inmitten ihrer Freunde zwei solide Läufe im «Jam» der Damen zeigen. Die Clavadelerin dazu: «Nach einem Jahr mit zwei Operationen, vielen Höhen und Tiefen, mentalem und physischem Training war der Sieg nicht so wichtig, sondern eher das Gefühl, wieder im Contest zu sein und einen soliden Lauf hinzulegen». Sie habe sich während des Verletzungsjahres vor allem mental verändert: «Wenn man wie ich ein Jahr lang verletzt ist, lernt man, positiv zu denken und jeden Tag zu geniessen.» Als nächstes stehen für Zoë diverse Wettkämpfe auf dem Programm. Unter anderem der Half-Pipe-Europacup in Laax, die World Rookie Tour in Madonna di Campiglio (I) und, wenn alles gut läuft, die FIS Freeski-Junioren-Weltmeisterschaft in Livigno (I). Sie habe sich keine allzu hohen Ziele gesetzt, sondern wolle einfach so viel Skifahren wie möglich und die Wettkämpfe geniessen. «Dann sehen wir, was herauskommen wird.»

Schuften auf dem Weg zurück mit Ruben Bemelmans (Sportphysiotherapeut im Sportgymnasium).
Schuften auf dem Weg zurück mit Ruben Bemelmans (Sportphysiotherapeut im Sportgymnasium).
zVg
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