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Schuften in Filzbach: Bobpilot Michael Vogt will im Gesamtweltcup aufs Podest

Der beste Schweizer Bobfahrer aus Wangen steckt mitten in den Vorbereitungen für den kommenden Winter. Dabei fliesst viel Schweiss, unter anderem im Glarnerland.

Südostschweiz
10.09.23 - 04:30 Uhr
Sport
Bobfahrer aus Wangen: Michael Vogt quält und stählt sich im Sommer im Kraftraum für den Erfolg im Winter im Eiskanal.
Bobfahrer aus Wangen: Michael Vogt quält und stählt sich im Sommer im Kraftraum für den Erfolg im Winter im Eiskanal.
Pressbild

von Olaf Schürmann

Er habe erst einmal eine Woche lange nichts gemacht, erzählt Michael Vogt, angesprochen auf die Zeit nach dem Saisonende. Nach erfolgreichen letzten Wettkämpfen – Rang 3 im Zweierbob beim Weltcup im lettischen Sigulda und Doppelgold an den Schweizer Meisterschaften in St. Moritz – absolvierte der 25-Jährige aus dem schwyzerischen Wangen im Frühling noch Trainingsfahrten im französischen La Plagne und nahm am Entwicklungsprogramm des internationalen Bobverbandes teil. Nach einer Woche Entspannung zu Hause ging es dann bereits wieder los mit der Saisonvorbereitung.

Acht, neun Wochen lang standen vor allem Kraft- und Grundlageneinheiten an. «Damit man später wieder mit den schwereren Gewichten trainieren kann», wie der beste Schweizer Bobpilot erklärt. Auch Sprinttrainings gehörten zur ersten Etappe.

Fitnesstraining auf Bali

Danach ging es in die Ferien. Sechs Wochen Bali mit Freundin Melanie Hasler, der besten Schweizer Bobfahrerin, waren angesagt. Aber auch dort wurde nicht «nichts gemacht», wie Vogt betont. Doch wie trainiert man auf Bali? «Cross-Fit-Studios findet man auf der ganzen Insel. Wir haben in einem Studio für einen Franken trainieren können», erzählt Vogt schmunzelnd. «Auch wenn wir nicht jeden Tag trainiert haben, waren wir zumindest surfen, schwimmen und haben uns sehr viel bewegt.» Und es gab dann auch Ferientage, da wurde lange geschlafen und die restliche Zeit am Strand verbracht. Mit Buch? «Eher nicht.» Leute beobachten und Landschaft geniessen seien eher sein Ding.

Seit der Rückkehr in die Heimat dreht sich ins Michael Vogts Leben praktisch alles um das Spitzensport-Zentrum On Your Marks (OYM) in Cham und die Anstossbahn in Filzbach, die neben jenen in Andermatt und Silvaplana zu den modernsten der Schweiz gehört.

Einmal in der Woche trifft sich Vogt mit seinen Teamkollegen in Filzbach, dann ist Team-Anschieben angesagt. «Den Termin können nicht immer alle einhalten, dann schieben wir halt zu dritt an, das ist kein Problem», sagt er. Ganz allein hat er das Trainingsgefährt auch schon angeschoben. Das klappt auch, da man die Technik auch gut allein üben kann. Aber die Trainings mit dem Team sind schon das Highlight der Woche, die machen am meisten Spass.

«Ich will im Gesamtweltcup aufs Podest, mal eine Kugel gewinnen.»

Michael Vogt, Bobpilot

Das Krafttraining ist besonders wichtig und nimmt viel Zeit im Sommertraining ein. Mittlerweile gehören auch schon wieder die schwereren Gewichte zum Trainingsprogramm. «Letzte Woche habe ich einbeinige Kniebeugen mit 110 Kilogramm Gewicht gemacht», erzählt das Kraftpaket. In diesem Jahr trainiert Vogt oft mit Freundin Melanie, das motiviere. «Wenn du fast täglich allein im Kraftraum bist, hast du es irgendwann gesehen», gibt Vogt offen zu. Im Krafttraining versucht er jeden Tag, an seine Grenzen zu gehen. «Das ist gut, das macht irgendwie auch Spass, aber ist am nächsten Tag auch häufig schmerzvoll», erzählt er.

Weltcupstart ist Mitte November

Auf einen Tag freut sich Michael Vogt besonders: den 10. Oktober. Dann finden im norwegischen Lillehammer die ersten Fahrten im Eiskanal statt. Vor fünf Jahren ist der Wangner dort zum letzten Mal gefahren. Erinnert man sich dann noch an die Bahn? Vogt lacht und antwortet: «Das sehe ich dann.» Er erzählt, dass er sich im Sommer häufig nicht mehr so gut an die Bahnen erinnern kann. «Aber wenn ich dann im Schlitten sitze, dann muss ich nicht mehr überlegen, dann passieren die Sachen ganz automatisch.»

Die Weltcup-Saison startet Mitte November. Aber nicht in Deutschland, wie gewohnt, sondern in China. Zwar wird der Veranstalter die Transportkosten übernehmen, rund 20 000 Franken – pro Bob. Es wird für das Team Vogt aber dennoch eine teure Exkursion. Fünf Athleten plus Staff sind zwei Wochen vor Ort, die Hotelpreise liegen bei 107 Franken pro Person pro Nacht.

Das Ziel für die neue Saison kann Michael Vogt schon ganz klar definieren: «Ich will im Gesamtweltcup aufs Podest, mal eine Kugel gewinnen», sagt er bestimmt. In den letzten Jahren ist er mit seinem Team jeweils auf Platz 4 oder 5 gelandet, wobei sie immer ein Rennen ausgelassen haben. «Dieses Jahr wollen wir bei jedem Weltcup am Start sein», sagt Vogt.

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