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Der Krieg in der Ukraine sorgt für Druck an Glarner Schulen

Die Kinder, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind, sollen an den Glarner Schulen in den Unterricht eingebunden werden. Der Schlüssel dazu ist das Erlernen der deutschen Sprache.

Südostschweiz
07.04.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Kinder aus der Ukraine in der Deutsch-Intensiv-Klasse im Schulhaus in Oberrunen.
Kinder aus der Ukraine in der Deutsch-Intensiv-Klasse im Schulhaus in Oberrunen.
Pressebild

Die Sprache sei das A und O von Integration, steht im Titel der Mitteilung aus der Glarner Staatskanzlei. Laut dieser haben die Glarner Schulen einen guten Weg gefunden, wie sie die momentan grosse Zahl von Flüchtlingskindern schrittweise in den Unterricht einbinden können. «Dabei spielt Sprache die entscheidende Rolle.»

Tausende unschuldiger Kinder habe der Krieg in der Ukraine vertrieben, steht in der Mitteilung weiter. «Mit oder ohne ihre Eltern haben viele von ihnen Zuflucht gefunden in der Schweiz.» In den ersten Wochen sei es zuerst einmal darum gegangen, dass sie ein Dach über dem Kopf hätten. Jetzt stehe der Deutschunterricht im Vordergrund, denn: «Nur wer sich in der Landessprache verständigen kann, hat überhaupt die Möglichkeit, sich hier zu integrieren.»

Integration müsse das grosse Ziel aller sein, weil viele der geflüchteten Kinder in den kommenden Jahren nicht in ihr Heimatland zurückkehren könnten. «Viele der Städte, die sie über Nacht verlassen mussten, existieren nicht mehr. Sie wurden von Bombenhagel dem Erdboden gleichgemacht.»

Nach einem Jahr in Regelklassen

Laut Mitteilung werden die geflüchteten Kinder im Primarschulalter in allen drei Glarner Gemeinden möglichst bald in eine Klasse von in der Regel sechs bis acht Schülerinnen und Schüler aufgenommen, in der es darum geht, möglichst schnell die deutsche Sprache zu erlernen. Wenige Wochen später werden die Schulkinder zusätzlich einer Regelklasse zugeteilt. Dort besuchen sie – je nach dem Stand ihrer Deutschkenntnisse – dann immer öfter den regulären Unterricht, bis sie schliesslich spätestens nach einem Jahr nur noch den Unterricht in der Regelklasse besuchen. Nach dem vollständigen Übertritt in die Regelklasse erhalten sie für eine bestimmte Zeit Unterricht in Kleingruppen im Fach Deutsch als Zweitsprache (DaZ).

Vom Unterricht ihrer Kinder sollen auch die Eltern profitieren. Denn sobald die Kinder in den Regelklassen an Projekten gearbeitet hätten oder Anlässe durchgeführt worden seien, kämen die Eltern auch vermehrt in Kontakt mit Glarner Eltern und würden am Dorfleben beteiligt. «Das positive Resultat ist in der sozialen Integration zu sehen und dem Ansporn der Eltern, selbst so gut Deutsch zu können, dass man das eigene Kind beim Lernen unterstützen kann.»

Das System mit Unterricht an zwei Orten – in der Intensivklasse Deutsch und in Regelklasse – sei aber auch mit einigem Aufwand verbunden. Für die ganz Jungen sei der Besuch zudem mit längeren Schulwegen verbunden, was insbesondere in der Gemeinde Glarus Süd gelte, wo die Deutschklasse aufgrund der geografischen Lage nur in wenigen Schulhäusern angeboten wird. «Die Kinder werden auf ihrem Schulweg mit Bus und Zug von einer erwachsenen Person begleitet», wird dazu ausgeführt.

Und allein am Mittagstisch in Linthal würden täglich insgesamt rund 60 Schülerinnen und Schüler verpflegt, wovon rund die Hälfte aus den Deutsch-Intensivklassen kämen.

Das Recht auf Bildung gewähren

Eine möglichst reibungslose Integration der geflüchteten Kinder in die Grundschule sei von zentraler Bedeutung. Denn viele dieser Kinder werden gemäss Mitteilung «in absehbarer Zeit nicht wieder in ihre Heimat zurückkehren können». Je besser ihre Schul- und insbesondere Sprachkenntnisse seien, desto schneller seien sie integriert, um eine Ausbildung absolvieren und später ein finanziell selbstständiges Leben führen zu können.

Weiter wird auf die Leistung der Glarner Lehrpersonen eingegangen, die in diesem Umfeld mit einem enormen Aufwand verbunden sei. Dem Recht auf Bildung für die geflüchteten Kinder könne aber nur Nachachtung verschafft werden, wenn Sprache als Schlüssel zu Kommunikation, Bildung und Kultur vorhanden sei. Und «mit durchdachter Organisation und gezielten Massnahmen» könne trotz grossem Druck und vielen Sachzwängen sichergestellt werden, «dass jedes Kind – mag sein Weg auch noch so speziell sein – seine Chance und damit eine Zukunft bekommt». (mitg)

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